Bekanntlich habe ich mir letztes Jahr das Handgelenk gebrochen und musste im März noch einmal operiert werden, sodass wieder eine Gelenksfläche hergestellt werden konnte. Erst kürzlich hatte ich einen Freudentag, denn ich konnte zum Arzt gehen und er gab mir die Rückmeldung, dass nichts dagegen spricht, die Hand wieder voll zu belasten. Was in mir auslöste "Yes endlich kann ich wieder viel trainieren, denn ich möchte am Walchsee wieder so performen wie letztes Jahr." Jetzt kommt das ABER wen wundert es nicht, denn sonst wäre der Titel des Beitrags ja "Auf zu Grossem im Jahr 2023» oder so ähnlich. Zum ABER: anstatt wie in meinem Wunschszenario im November die Platte zu entfernen, muss ich sie Ende August herausnehmen lassen. Für mich war das ein Tiefschlag und ich war innerhalb von 30 Sekunden so demotiviert für Sport, aber motiviert zur nächsten Party zu gehen und dort ordentlich zu feiern. Ich weiss nicht, ob es mein Glück war, dass es gerade 12:30 Uhr mittags war und nicht gerade ein Day Rave stattfand.
Die Spirale
Vor kurzem war ich bei meinem Triathlon-Götti; er hat mir wieder mal aus einem Tief geholfen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an ihn. Er hat mir ein passendes Bild mit auf den Weg gegeben. Das Leben ist wie eine Spirale. Also wenn es abwärts geht, muss man auch alle Kurven, die man abwärts gegangen ist, wieder aufwärts gehen, um wieder da zu sein, wo man am Anfang der Abfahrt war. Also, ich glaube, man steht nie still, man geht nach oben oder nach unten. Mein Arztbesuch war ein Anstoss nach unten zu gehen. Nach den Gesprächen mit Fabian und mit meinen Triathlon-Götti habe ich es geschafft: ich gehe nach oben!
Die Nacht
So ging ich schlafen und dachte ich habe alles im Griff. Ich bin positiv: Der Eingriff für die Entfernung der Platte im Handgelenk nach dem Rennen im August wird sicherlich gut gehen und ich kann sowieso eine Pause gebrauchen. Ich werde sie also nutzen und es ist ja nicht sehr lange. In Portugal werde ich wieder am Start sein.
Tja ganz so hat das nicht geklappt! Ich war lange wach! Um 1 Uhr in der Nacht fing ich an, ein kompliziertes Buch zu lesen. Ich konnte absolut nichts mitnehmen. Aber es wirkte dennoch Wunder und nach dem 3. Versuch konnte ich dann endlich einschlafen. Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr hatte ich Ergotherapie. Wenn ich nicht genug geschlafen habe, bin ich sehr empfindlich, auch gegen Schmerzen - eigentlich sogar gegen alles. Aber das Spannende ist, dass ich mit meinem Ergotherapeuten über meinen Zustand gesprochen habe. Das hat mir geholfen. Zum Glück habe ich ein gutes Verhältnis zu ihm und kann offen und ehrlich mit ihm reden.
Der Drehpunkt der Spirale
So ging es mir danach sehr gut und ich konnte mich wieder auf die Zukunft freuen. Ich kann mich gut über Ziele motivieren, die ich erreichen will. Der zweite Gedanke war auch, ab jetzt hast du nur noch lange Trainingswochen. Was kann dich aufhalten? Am nächsten Tag war ich so motiviert wie schon lange nicht mehr und konnte wieder drei Trainingseinheiten absolvieren und da war auch gute Qualität im Spiel.
Am Sonntag danach bin ich wieder in eine Abwärtsspirale geraten - mit einem guten Ende! Denn ich hatte einen freien Tag. Wie es nicht anders sein konnte, dachte ich mir wieder Okey, das ist wieder viel zu wenig Training - wie soll das gut gehen? Als ich dann mit meiner Naivität meinen Trainingsplan öffnete und sah, dass für eine ganze Woche nur 12 Stunden Training eingeplant waren - mein Gefühl sagte mir gleich: das ist nun wirklich zu wenig.
Nach meinem Schwimmtraining ging ich mit meinen Eltern in mein Lieblingskaffee (Blum Kaffee). Da erreichte mich eine Nachricht von Fabian: lass uns nächsten Mittwoch eine Leistungsdiagnostik durchführen. So haben wir die aller neuesten Daten und wir können das Training für die nächsten Wochen noch besser steuern und abstimmen. Ich werde in ein paar Wochen noch besser in Form sein. Die Motivation für alles war auf einen Schlag wieder da. Dies war eine weitere Situation, die mir auch in schlechten Stimmungen aufzeigt: Fabian hat alles im Griff. Ich kann ihm zu 100 % vertrauen - ich werde fit und bereit sein und werde zeigen, was ich kann
Fazit mit einem Tag Abstand
Meine Zuversicht zeigt mir auch im Tief, dass Personen in meinem Umfeld alles im Griff haben. Dazu kann ich auch sagen, dass man mit ein paar Tagen Abstand nicht mehr alles so eng sieht. Das Wichtigste ist, dass ich das Ziel wieder vor Augen habe und eine Trainingseinheit pro Woche mache, die mich motiviert volle Leistung zu bringen. Wichtig ist mir auch, dass ich mit Menschen reden kann, die mir guttun. Das Endspiel wäre, wenn ich Situationen, die mich in die Abwärtsspirale ziehen, im Voraus erkennen könnte, damit ich rechtzeitig gegensteuern kann.
Positiv ist auch, dass ich wieder einen Blogbeitrag schreiben konnte. Vielleicht kann der eine oder andere etwas daraus mitnehmen. Wie geht ihr damit um, wenn euch etwas nach unten zieht?
Das andere Positive ist, dass ich wieder nach vorne schaue und versuche, das zu ändern, was mir möglich ist.
See you out there,
Cyrill Knechtle
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