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Der Sonntag

Der Tag der Wahrheit, ob Nick und Bill sich für die Olympischen Spiele qualifizieren. Ich durfte mit den Mitgliedern des Schwimmclubs das Rennen anschauen. Ich glaube nicht, dass sie diesen Blog lesen, aber vielen Dank, dass ich das mit euch erleben durfte, denn ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke, während ich diesen Text schreibe. Also nehme ich euch mit und beschreibe den Nachmittag mit meinen Freunden aus der Gruppe.


Wir trafen uns um 12.30 Uhr bei jemandem zu Hause in einem grossen Raum. Um 13.00 Uhr gab es dann den Rückblick auf die australischen Meisterschaften im Fernsehen. Ich habe noch einmal gesehen, wie Tom die drei Titel über 10km, 5km und in der Staffel gewonnen hat, natürlich alles im Openwater. Kilian belegte im Elite-Rennen den 4. Platz und wurde mit Tom in der Staffel australischer Meister. Nolan wurde australischer Meister über 5 km in der Altersgruppe 18-19. Aber das war noch nicht alles, auch die Mädels holten Medaillen. So wurde Noosa als bester Verein ausgezeichnet. Es war so schön zu sehen, wie sich alle über den Erfolg der anderen freuten. Ich spreche von Konkurrenten und besten Freunden zugleich. Es geht nicht darum, das nächste Grümpel-Turnier zu gewinnen. Nein, da geht es um 2028 LA oder 2032 Brisbane, da spreche ich von den nächsten Olympischen Spielen, für die gekämpft wird. Warum sagst du nicht beim nächsten Bewerbungsgespräch, was du in 5 Jahren sein möchtest, was Grosses, was für dich unerreichbar scheint. Wir wissen nicht, ob es einer schafft, aber glaub mir, ich und das ganze Umfeld glauben an die Leute von der Schwimmgruppe. Ich weiss auch, dass einige auf der Strecke bleiben werden. Aber ich glaube daran, dass wir alle etwas werden, denn jeder hat ein Feuer in sich und eine Leidenschaft. Mein Feuer ist seit Sonntag wieder entfacht für die nächsten Rennen. Wir können also gespannt sein, was auf uns zukommt.


Der Nachmittag


Nach der Zusammenfassung gehen wir an den Strand und surfen ein paar Wellen. Wie kleine Kinder springen wir ins Wasser, tauchen unter die Wellen und schwimmen wieder heraus. Dann heisst es warten und den Quallen ausweichen. Ich glaube, ich bin ihnen ausgewichen, denn ich spüre nicht, ob mich eine erwischt hat. Wenn die Welle kommt, ist alles eine Frage des Timings. Wie immer gilt es, Geduld zu haben, im richtigen Moment voll zu paddeln und die Fahrt zum Strand zu geniessen. Das eine oder andere Mal wurde ich richtig gewaschen und es war wirklich wie in einer Waschmaschine. Wie sagt man so schön, wer es einmal mehr versucht als alle anderen, hat Erfolg. Zurück am Strand kam der Rettungsschwimmer auf uns zu und gab uns die Info: Da draussen ist noch ein Hai. Auch hier gilt, je ruhiger man reagiert, desto besser ist es. Aber noch beeindruckender ist die Reaktion der Australier. Das ist so, wie wenn wir eine Kuh auf der Weide sehen. Nach dem Surfen starten die Australier das BBQ, da wird dann ordentlich gegrillt. So gab es einen Burger, ein paar Pies und viel zu viele Snacks.


Das Rennen


Rechtzeitig auf den Start Wettkampfes sassen wir alle vor den Fernseher, die Athleten hinten auf dem Sofa und die Trainer vorne in bester Position. Was muss man über das Rennen wissen? Es ist die Schwimm-Weltmeisterschaft über 10 km im Meer. Das Rennen findet in Doha statt, wo jetzt alle Schwimmweltmeisterschaften ausgetragen werden. Der Wettkampf über 10 km ist auch das Qualifikationsrennen für die Olympischen Spiele, in Paris diesen Sommer. Ich muss zugeben, dass ich nicht alle Qualifikationskriterien kenne. Aber ich weiss, dass Nick unter die ersten 13 kommen muss und Bill auch. Bei Bill muss man wissen, dass er eine schwere Zeit hinter sich hat. Er war eine Zeit lang krank und konnte nur in begrenztem Umfang trainieren. Er hat in Doha ein wirklich starkes Rennen gezeigt und ist mit seiner Leistung zufrieden. Nun zu Nick. Nick ist ein sehr ruhiger Typ, kleiner als die anderen Schwimmer und sein Rücken ist nur halb so bereit wie bei den anderen. Aber er ist ein echtes Biest, wenn es um seine mentale Stärke geht. Er schwimmt Zeiten im Becken, bei denen man nicht mehr am Beckenrand nebenher gehen kann, um ihm zu folgen. Dabei war er das ganze Rennen vorne in der Spitzengruppe. Er hat sich sehr clever im Feld versteckt und dann in der letzten Runde, also ca. 1,25 km vor dem Ziel, angegriffen. Es waren noch acht Athleten für die Medaillenränge übrig. Aber 300m vor dem Ziel wurde er eingeholt und dann sind noch zwei von den Jungs weggezogen. Jetzt ist alles drin zwischen Platz 3 und 8, das ist gut, das Ticket ist sicher, aber Nick fliegt nicht nach Doha, um etwas auf Nummer sicher zu machen, er will mehr. Also sprinten sechs Leute auf die Ziellinie zu. Unglaublich, man sieht nicht, wer zuerst angeschlagen hat, es war so eng. So wurde es ein Fotofinish und am Ende wurde er mit dem 5. Platz belohnt und ist somit offiziell im OLYMPIAN Club. Paris 2024 here we go.


Die Trainer


Okay, ich habe wieder Tränen in den Augen, als ich gesehen habe, wie JR reagiert hat. Ihr müsst wissen, dass es für mich die grösste Ehre ist, hier zu sein, denn ich bin nicht als Schwimmer aufgewachsen. Ich habe es mir selbst beigebracht und für mich ist JR eine Person, die ich NIE in meinem Leben vergessen werde. Nennen wir ihn den Schwimmpapst 😉. JR war das ganze Rennen über sehr ruhig, beobachtete alles, was Nick tat und dann, 500m vor der Ziellinie, hörte man nur noch wie er Nick anfeuerte und in diesem Moment schaute ich nur noch auf ihn. Ich sah, wie ihm die Tränen kamen und er war einfach nur stolz, dass Nick nach Paris fahren darf. Man muss dazu sagen, dass JR ihn trainiert, seit er 14 ist und jetzt ist er 25. Eine besondere Beziehung verbindet die beiden. Zu Kareena, sie war selbst bei den Olympischen Spielen und sie war so nervös, dass sie es kaum aushielt, als sie Richtung Ziel schwammen, und sie schrie wie alle anderen im Raum. Ich habe die letzten zehn Minuten des Rennens gefilmt und die Kamera ganz vorne platziert. Die Freude war so gross und die Energie im Raum so ansteckend. Es war wieder ein Erlebnis, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Ich habe gesehen, wie der Druck von den Gesichtern abgefallen ist, die Leute stehen jeden Tag am Beckenrand, feuern uns in den harten Serien an. Geben täglich Tipps, was ich noch besser machen kann.

So geht für mich eine ganz besondere Erfahrung zu Ende und ich denke über meine Träume nach. Ich kann mich nur bei euch Lesern bedanken. Denkt darüber nach, welches Ziel ihr erreicht habt und was es in euch auslöst.


See you out there


Cyrill

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