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Wie kam es, dass ich an einem Sonntag in den Besitz meiner allerersten Nachttischlampe kam?



Ich weiss nicht, ob ich das als Person sagen darf, aber ich hatte in den letzten 26 Jahren nie eine Nachttischlampe, und wenn, dann war sie vom Nachttisch meiner Eltern geklaut, aber pssst! Ihr fragt euch jetzt sicher, warum ich einen ganzen Blog darüberschreibe. Habe ich in der IKEA eine solche Lampe gekauft? Ich habe das in den letzten 26 Jahren noch nie gemacht, warum sollte ich das also in den nächsten 26 Jahren tun? Ja, ich weiss, wenn ich mal eine Wohnung habe, muss ich vielleicht in ein Möbelhaus gehen. Dies aber nicht mehr wegen einer Nachttischlampe, das kann ich sagen.


Ich fange mal von vorne an.


Das Erwachen

Der Wecker klingelte an jenem frühen Sonntagmorgen und die Wettervorhersage war für einen Triathlon nicht gerade erbaulich, gelinde gesagt, denn zuhause lag an jenem Sonntag noch Schnee im Garten. Ich fuhr mit meinen Eltern nach Dielsdorf im Kanton Zürich ins Hallenbad Erlen, ich wollte mich vor meinem ersten grossen Wettkampf noch einmal in kleinerem Rahmen testen. Im Hallenbad angekommen, fragten mich viele, ja wie machen wir das heute, denn es wird sehr kalt, also 1 Grad Celsius. Wir schwimmen zwar im Hallenbad, aber das Radfahren und Laufen findet draussen statt. Ich hatte mir vorgenommen, einfach mein Ding zu machen und mit einer gewissen Gelassenheit an die Sache heranzugehen.


Wechselzone

Beim Einrichten der Wechselzone ist mir aufgefallen, dass die Wiese, auf der die Bikes für den Wechsel abgestellt werden, aussieht wie ein Sonntagnachmittag am Open Air in St. Gallen. Zum Glück für mich habe ich das schon mit 2/3 Bier im Blut erlebt, also kann ich das auch mit Lakat im Blut bewältigen. Für andere ist das ein echtes Problem :-). Ich liess die Laufschuhe und das Rad an meinem Platz und ging in die Umkleidekabine des Hallenbades. Das Besondere an diesem Rennen war, dass der erste Wechsel neutralisiert wurde. Der erste Wechsel fand also in der Umkleidekabine des Hallenbades statt. Wie gewohnt legte ich meine Sachen bereit, um mich während des Rennens umziehen zu können. Denn mein Ziel war es, meinen Motor zum ersten Mal richtig auf Touren zu bringen, damit sich alles wie ein Triathlon anfühlt.


Startschuss

Der Start im Hallenbad erfolgte in 15-Sekunden-Intervallen. Ich habe das Rennen mit einem Sprung ins Wasser eröffnet. Nach ein paar Monaten ohne Rennen war es, als würde man um drei Uhr morgens aufwachen und versuchen, aus der Kälte heraus zu sprinten. Nicht, dass ich das schon einmal gemacht hätte, aber man wacht auf und der Körper fragt sich, was los ist. Nach 2 x 8 Längen sprang ich aus dem warmen Becken und rannte in die Umkleidekabine. Da stand ich dann mit einem Puls von 180 und schwitzte, wenn mein Körper gewusst hätte, dass ich in den nächsten ein, zwei Minuten in den Winter komme, hätte er bestimmt Stopp gesagt. Aber rein in die Klamotten und raus in die Kälte. Beim Sprint in die Wechselzone spürte ich zuerst die harten Steinplatten und dann plötzlich den Schlamm, bevor ich mir mein Rad schnappte und aus der Wechselzone stürmte. Mit Schlamm an den Füssen sprang ich aufs Rad und fuhr los. Ich glaube, dass mein Körper in diesem Moment einen Open-Air-Flashback spürte, aber was im Sittertobel passierte, blieb dort unten.


Radfahren

Auf dem Rad stellte ich dann fest: Oh perfekt, ich hatte meinen Powermeter nicht mit dem Radcomputer verbunden, aber ich wusste ja, dass mich mein Gefühl im Sport selten täuscht. Ich fuhr in Dielsdorf so hart wie möglich. Die ganze Zeit stellte ich mir vor, wie ich auf der australischen Veranda auf der Rolle sass und mich überhitzte, ich weiss nicht mehr, wie warm mir wurde, aber es waren über 40 Grad Körpertemperatur. So wurde mir nie kalt und ich fuhr einfach so hart, dass mein Kopf gar nicht daran denken konnte, ob ihm kalt war oder nicht.


Laufen

Also wieder runter vom Rad, raus auf die matschige Wiese und rein in die Laufschuhe. Da merkte ich zum ersten Mal, dass es anfing zu regnen und spätestens jetzt würden normale Menschen sagen, nie im Leben würde ich das für eine Nachttischlampe machen, wenn ich trockenen Fusses durch ein Einkaufszentrum laufen und anschliessend für einen Franken einen Hotdog essen kann. Ich wusste nicht, dass der Hauptpreis eine Lampe ist. Meine Motivation zum Laufen war nach dem harten Radfahren stärker. Auf den ersten Kilometern fühlten sich meine Füsse wie zwei Bretter an und ich dachte bei jedem Schritt, dass sie wie morsches Holz brechen würden. Als es dann auf den letzten Metern anfing zu schneien, freute ich mich auf ein Bad im Whirlpool und eine warme Dusche.


Die Trophäe

So habe ich mir nach einem Sonntag im Winter eine wunderschöne, handgefertigte Nachttischlampe verdient und konnte eine Trophäe in Empfang nehmen, die in mir einen guten Verwender gefunden hat. Ob es noch mehr Trophäen geben wird, weiss ich nicht, denn wenn es das nächste Mal heisst: «On your marks» und das Horn ertönt, werde ich gegen die Grossen unseres Sports antreten. Ich freue mich schon sehr darauf. Wenn du jetzt darüber nachdenkst, dir eine Lampe zu kaufen, vergiss nicht, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, sie zu kaufen, oder besser gesagt, sie zu erwerben.



See you out there

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